Biermärz holt die Innviertler „Artenvielfalt“ vor den Vorhang

Innviertler Biermärz 2024: Das Dutzend ist voll

Es ist mittlerweile nicht mehr vermessen, von einer guten Tradition zu sprechen: Der „Innviertler Biermärz“ – eine launige Mischung aus Kunst, Kultur
und Kulinarik – geht heuer das zwölfte Mal über die Bühne.


Zentrale Klammer ist wie immer das Bier, das im Innviertel nach der einzig wahren Rezeptur gebraut wird: mit viel Herzblut, Leidenschaft und Fokus auf der regionalen Vielfalt. „Die Zeiten, in denen sich die Biervielfalt auf die Gebindegröße beschränkt hat, sind vorbei“, sagt Andrea Eckerstorfer, Projektverantwortliche
der Bierregion Innviertel. Was schön langsam auch in der breiten Masse durchsickert, haben die Brauer des Innviertels bereits vor Jahren erkannt und 2012 im Zusammenschluss zur „Bierregion Innviertel“ manifestiert. Gemeinsam bringen es die zehn klein- bis mittelständischen Brauereien aktuell auf 84 verschiedene Biere.

Erfolg bemisst sich nicht nur in Hektolitern
Anders als bei großen Konzernbrauereien, wo es in erster Linie um den kommerziellen Erfolg geht, rechnen die Innviertler Brauer nicht nur in Hektolitern. Hier ist noch Platz für Experimentierfreude, der Inhaber ist mitunter zugleich der Braumeister, man hat noch eine echte Beziehung zum Produkt. Neben Selbstläufern wie Märzenbier
und der im Innviertel beliebten „Weißen“ reifen auch viele Spezialitätenbiere in den hiesigen Sudkellern heran.
So war die Brauerei Ried die erste mittelständische Brauerei in Österreich, die 2012 ein India Pale Ale (IPA) gebraut hat und es seither durchgängig im Sortiment hat. „Wir sind flexibel und haben Spaß an der Arbeit. Spezialitäten wie unser ,Schwarzmann‘ sind sicher nicht massentauglich, da geht es nicht um Marktanteile. Das brauen wir
aus Liebe zum Produkt, das wollen wir einfach haben“, sagt Josef Niklas, Geschäftsführer der Brauerei Ried. Und: Regionalität zu predigen, reiche nicht, man müsse sie schon leben. Das bedeutet für ihn auch, der Brauerei „ein Gesicht zu geben“: Er und seine Kollegen seien „sichtbar und angreifbar“, so Niklas, auch das stärke die Kundenbindung.

Großartige Kleine
Neben etablierten Brauereien wie jener in Ried gibt es im Innviertel auch Kleinstbetriebe, die teilweise im Nebenerwerb Großes hervorbringen, wie etwa die Brauerei Pfesch in Treubach mit Hopfenanbau am eigenen Biobauernhof. Das Wenzl Privatbräu in Wernstein mit gerade einmal 60 m2 Produktionsfläche oder das Woigartl-Bräu in
Schalchen, das heuer seinen fünften Geburtstag feiert (mehr dazu unten). Auch hier ist Handwerk keine leere Worthülse.


Wissen und Experimentierfreude
Wichtiger Multiplikator für die Biervielfalt ist seit jeher die Gastronomie. In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten kann es dabei durchaus nützlich sein, sich von der Masse abzuheben – ein Anliegen, das die 28 Bierregionswirte eint. Einer von ihnen ist Othmar Zeilinger, Chef des „Loryhof“ in Wippenham. Sein Bio-Bauernhof mit Restaurant ist bekannt für zugkräftige Veranstaltungen, aber auch für den hohen Qualitätsanspruch in Küche und Service. Sechs Biersommeliers und -sommelièren stehen den Gästen mit Rat und Tat zur Seite, drei weitere sind in Ausbildung. „Die Biersommeliers sind für mich der Schlüssel, um den Leuten die Biervielfalt in der Gastronomie näherzubringen, und vermitteln gleichzeitig das nötige Grundwissen, das es im Wirtshaus braucht“, sagt Othmar Zeilinger. Die Ausbildung wird in der Brauerei Ried angeboten, der nächste Kurs startet Ende Februar. Auf dem Loryhof gibt es vier verschiedene Biere vom Fass, dazu etliche weitere aus der Flasche. Alkoholfrei sei „ein ganz starker Trend“, auch hier stehen zwei Sorten auf der Getränkekarte. „Wir haben festgestellt: Die Nachfrage steigt mit dem Angebot“, so Zeilinger.


Bier als Tourismus-Zugpferd
Bier-Multiplikator Nummer 2 ist der Tourismus. „Das Bier ist vor allem für Gruppen ein Grund, ins Innviertel zu kommen“, sagt Gerald Hartl. Der „Innviertler Biermärz“ sei neben dem Woodstock-Festival das touristische Aushängeschild der Region, so der Geschäftsführer des Tourismusverbands „s‘Innviertel“. Des Thema Bier ist aber auch übers Jahr gesehen von großer Bedeutung – so hat sich allein die Nachfrage nach dem „Rieder Bierbummel“ zuletzt mehr als vervierfacht. Vergleicht man die Bierregion mit alteingesessenen Genussregionen wie der Südsteiermark oder der Wachau – Stichwort Wein – sei natürlich noch Luft nach oben, so Hartl. Aber man transportiere das Thema bei jeder Gelegenheit mit – so etwa auch bei dem für Sommer und Herbst 2024 geplanten „Grenzgänger-Podcast“. Darin wird es um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Bayern und dem Innviertel gehen. Auch die Kulinarik – und damit auch das Bier – wird vorkommen.


Alle Veranstaltungen: www.biermaerz.at